Ursprüngliches Sardinien

Gepostet am Feb 7, 2013 in News

Ursprüngliches Sardinien

Um das wahre Sardinien kennen zu lernen, muss man das Landesinnere besuchen. Es ist dort verborgen, wo die Menschen an ihrer Lebensart festhalten.

Hinter der Vergnügungsmeile der Reichen und Jetsetter, der Costa Smeralda, liegt das Hinterland der Gallura – das ursprüngliche, eigentliche Sardinien. Monströse Korkeichen ragen dazulande majestätisch in den Himmel. Auf dem leicht saueren Boden gedeihen sie in voller Pracht.

Feen sollen dort in den Hainen leben. Sardische wohlgemerkt – nicht kleine, weibliche Fabelwesen, die man in unseren Breiten damit assoziiert. Vielmehr urig-groteske Wesen mit Aberglauben behaftet, mit maskenhaften Gesichtern, schwarzen und hellhäutigen, deren Abbilder von Kunsthandwerkern aus der Region in liebevoll überlieferter Handarbeit noch hergestellt werden. Sie finden bei traditionellen, religiösen Festen und Umzügen, wie im sardischen Karneval, ihren Einsatz.

Seit 2000 Jahren hegen und pflegen die Menschen auf Sardinien ihre Bäume. Im Hochsommer werden sie geschält. Ihre Rinde dient als Werkstoff für unzählige, kunstvolle Zierden, Souvenirs und Gebrauchsgegenstände, wie Schalen und andere Servierplatten, auf denen immer noch wie nach alten Bräuchen „porcheddu“ aufgetragen wird – das Spanferkel. Über offenem Feuer gegrillt, wird es in Sardinien auf überdimensionalen Korkeichenrinden, in Mirtozweige eingebettet, serviert. Diese geben ihm den unverwechselbaren, würzigen Geschmack dieser Pflanze mit, aus der auch der sardische Mirtolikör hergestellt wird.
Nahezu jede Familie auf Sardinien – ganz gleich ob in bergigen Gegenden oder in den Ebenen oder an der Küste beheimatet – kennt verborgene Orte, an dem die wild wachsenden Bäume die besten Früchte hervorbringen.

Die Baronie, noch tiefer südöstlich gelegen, ist eine Karstlandschaft. Ziegen und Schafe finden gerade noch genug notwendiges Futter, um ihre Hirten zu ernähren. Kleine Oasen der Fruchtbarkeit bieten den traditionellen Schafzüchtern zuzüglich agrarwirtschaftliche Überlebensmöglichkeiten mit Obstbäumen und prachtvoll gedeihenden Gemüsegärten. Diese Existenz gegen eine Tätigkeit in industriellen Großstädten einzutauschen und ihre Besitztümer durch Landflucht aufzugeben, liegt den Menschen dort nicht. Sie waren seit jeher Selbstversorger und sind zu recht stolz auf ihre selbstgeschaffene Unabhängigkeit.

Eine Kalksteinbastion aus der Zeit des Jura, der „Monte Albo“ bot mit seinen unterirdischen Grotten und Flussläufen den Ureinwohnern auf Sardinien verborgenen Unterschlupf in Zeiten der Besatzungen. So war eine Vertreibung der Landbevölkerung hier nicht möglich und als der „Spuk“ vorbei war, konnten die sardischen Hirten und Bauern ganz einfach wieder zur Tagesordnung übergehen und ihre Tätigkeiten ausüben.

archaisches Sardinien

Tonara ist berühmt für seine „Torrone“, eine Süßigkeit aus Mandeln und Berghonig

Im „Spramonte“ liegt die Barbagia. Ein verlorenes Paradies: eine der verlassendsten Gegenden der Welt, und doch unersetzliche Heimat für Menschen, die ihren Traditionen noch heute folgen. Das Leben der Hirten dort hat sich in den letzten drei Jahrzehnten sehr verändert. Jedoch lange nicht so schnell, wie in den meisten anderen Gegenden oder Ländern der Welt. Man hat das Gefühl, als sei hier die Uhr für einen langen Zeitraum angehalten worden. Traditionen und Lebensart sind gleichgeblieben. Die ein oder anderen Geschäfte und Agritourismi sind hinzugekommen, doch die Ureinwohner in den hoch gelegenen Dörfern in den „Monti di Gennargentu“ (den Gennergentu-Bergen) wie im „Kastanienstädtchen“ Aritzo oder in Fonni, dem höchstgelegenen der  Insel, auf über 1.800 m über dem Meeresspiegel gelegen, sind heute noch am liebsten unter sich, etwas menschenscheu und froh, wenn sich der Tourismus zum Herbst hin wieder beruhigt.

Sie feiern jedoch sehr gerne und stolz ihre Feste, wie zum Beispiel das Kastanienfest, auch mit Nichteinheimischen. Mit buntem Treiben auf dem Marktplatz und landestypischen Gerichten, wie Kastaniensuppe, über dem Feuer gerösteten Kastanien oder der hiesigen Spezialität „Sorbetto all´ limone“, einem Sorbet aus sonnengereiften Zitronen, mit Quellwasser aus den Bergen des Supramonte – nach alten Bräuchen noch in Handarbeit hergestellt.

Große Tradition hat in der Barbagia die Käseherstellung.
„Pecorino sardo“ oder „Pecorino romano“, sardischer Ricotta oder der „Fiore Sardo“ wird in Handarbeit hoch oben in den Bergen von den Hirten gefertigt. Acht bis zehn Monate im Jahr – ohne einen einzigen Tag auszulassen – stellen diese ihre Käsesorten aus der nahrhaften Schafmilch her. Die Grundlage dieses unverwechselbaren Geschmackserlebnisses ist die Nahrung der Barbagia-Schafe: die kräuterreiche  „Macchia“, das immergrüne Juwel Sardiniens. Und natürlich eine lange Zeit der Reifung.

Es lohnt sich, diese verborgene Welt in Sardinien auf einer Reise zu entdecken.
Der Spätherbst und der frühe Winter belohnen Spurensucher der sardischen Kultur und Traditionen mit besonders guten Bedingungen und kulinarischen Höhepunkten.

Wer dazu nicht reisen möchte, sich aber ein Stück Ursprünglichkeit und Kulinarik Sardiniens nachhause holen will, ist genau richtig in einem unserer Themenkochkurse, die ab Oktober 2012 wieder beginnen.

Wir zaubern Köstlichkeiten aus der Bergwelt mit Kastanien, Nüssen und Mandeln. Kastaniensuppe, Amaretti und Spezialitäten mit Pecorino oder hausgemachte „Culurgiones“, den sardische Ravioli, .

Auch Fischliebhaber kommen auf ihre Kosten, denn das Meer an der Nordwestküste bietet jetzt wieder eine reiche Vielfalt davon. So auch Muscheln wie Cozze und Vongole.

Die Tafeln der Land- und Hirtenküche sind angereichert mit Wildkaninchen und Tauben, mit Kürbissen und unzähligem Herbstgemüse.

Alles dazu unter der Kategorie: Kochkurse hier auf unserer Homepage!

Und wer die sardische Küche selbst einmal ausprobieren will, findet ausführliche und bebilderte Rezepte in unserem  sardischen Kochbuch „La mia terra-köstliches Sardininen“ auf über 250 Seiten.

 

Es freuen sich auf Euch

Pierpaolo Puddu und Alexandra Bianchi

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